Werkstatt (ZH): Die biologischen Ursprünge der Moral – von elterlicher Fürsorge und kalten Nasen (Rahel Brügger, Christina Schlatter)

Unsere Fähigkeiten, über moralische Konflikte nachzudenken und moralischen Normen zu folgen, wird oft als rein kulturelles Konstrukt angesehen. In den letzten Jahrzehnten haben sich aber immer mehr Biolog*innen mit den Fragen zum «moralischen Denken» bei Tieren auseinandergesetzt. Sie argumentieren oft, dass Fähigkeiten wie z.B. ein Sinn für Fairness oder «Konfliktlösungen» als sogenannte «Bausteine» schon bei Primaten zu finden sind und deshalb Moral eine evolvierte Eigenschaft ist. Neben diesen Fähigkeiten, die oft komplexe Zusammenhänge und höhere Kognition voraussetzen, sind aber auch unsere persönlichen Empfindungen zu Normverletzungen in direkten Interaktionen mit anderen ein fundamentaler Bestandteil unserer Moral. Diese Gefühle sind schon im Kontext der elterlichen Fürsorge zu finden und machen die Forschung an Weissbüschelaffen, welche wie wir Menschen ihren Nachwuchs gemeinschaftlich aufziehen, besonders spannend. Anhand von Forschung zu sozialer Evaluation in diesen kleinen Primaten und neuen Methoden, wo die Nasentemperatur mithilfe von Infrarotkameras gemessen wird, werden wir mögliche biologische Ursprünge von Moral und Normativität im Tierreich diskutieren.

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Rahel Brügger ist Postdoktorandin am Departement für Anthropologie an der Universität Zürich. Sie befasst sich schwerpunktmässig mit der Evolution von Moral und Theory-of-Mind-Abilities und arbeitet mit einer neuen innovativen Forschungsmethode mit Weissbüschelaffen.

Datum

12 Mai 2022
Expired!

Uhrzeit

19:30 - 18:00

Ort

sphères, Raum 68
Raum 68, Hardturmstr. 66, 8005 Zürich