Symposium (ZH): Junge Erwachsene heute – zwischen Krise und Engagement
Medial wird breit über die Krise(n) der jungen Erwachsenen berichtet: Misslingende Starts in das Berufsleben, Depression, steigende Suizidalität und Perspektivlosigkeit. Verantwortlich gemacht werden u.a. Social-Media und das damit einhergehende permanente Sich-Präsentieren-Müssen sowie sich verringernde reale Beziehungen. Aber auch die beruflichen Erfordernisse der Flexibilitäts-Maxime erschweren das Halten von Beziehungen. Liegt hier ein Verlust an erfahrener Intimität vor?
Auf der anderen Seite zeigt sich ein starkes Engagement mit dem Willen der jungen Erwachsenen, angesichts der Katastrophen unserer Zeit Veränderungen herbeizuführen. Die Klimabewegung, die sich seit 2019 etabliert hat, ist von Jugendlichen initiiert und wird bis heute massgeblich von ihnen getragen. Gesellschaftspolitische Debatten um Gender, Klima und Rassismus werden intensiv und differenziert geführt. Tragen die jungen Erwachsenen zu einer Wende der Krisen bei?
Oder handelt es sich sowohl bei diesem negativen als auch beim positiven Blick auf junge Erwachsene vielmehr um Projektionen einer älteren Generation, die angesichts einer wachsenden Pluralität und globalen, körperlosen Vernetzung überfordert ist? In der Beschäftigung mit der Kategorie Jugend und den daran festgemachten Fragen, wollen wir einen Blick in den Spiegel wagen, um zu verstehen, was unsere Gegenwart ausmacht. Welche Krisen und welche Lösungen sind tatsächlich neu, was ist nur die Rückkehr des Verdrängten und welche Entwicklungen gibt es in der trans-generationellen Weitergabe von Krisen und Engagement? Welche Rolle spielen dabei neue Technologien und Entwicklungen, wie etwa die «Helikopter-Eltern»?
In einem empirisch-psychoanalytischen Vortrag und einem gruppenanalytischen Diskurs anhand von klinischem Material möchten wir diese Spannung der jungen Erwachsenen zwischen Krise und Engagement ausleuchten, wobei uns dabei junge Prozessbeobachter*Innen über die Schulter schauen werden. Diesen gehört dann das letzte Wort.
Freitag 20/09/23, 20.00 Uhr «Flucht vor der Intimität? Besonderheiten der Beziehungsentwicklung im jungen Erwachsenenalter». Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Mainz. Lehre an der IPU und der PHB, Berlin sowie an der Catolica Pontificat Universitas Lima, Peru. Sie hat viele internationale Projekte zu Stressfolgeerkrankungen bei Jugendlichen geleitet, sowie in Langzeitstudien zur «emerging adulthood» geforscht.
Samstag 21/09/23, 09.30 Uhr «Wozu erwachsen werden? Experiment eines gruppenanstossenden Dialogs.» Dominique Lepori, MSc Psychologie & MA Volkswirtschaftslehre, Jungsche Psychoanalytikerin in eigener Praxis und international tätige Gruppenanalytikerin & Supervisorin. Sie leitet seit vielen Jahren eine therapeutische Gruppe für junge Erwachsene.