Lange Nacht der Philosophie (ZH): Formen der Identitätsfindung im Gespräch (Elizabeth Högger Klaus, Timon Georg Boehm )

Viele Rahmen, die traditionell orientierungs- und sinnstiftend waren – Glaube, Gesellschaft, Religion –, sind in den letzten Dekaden auseinandergebrochen. So fällt es Individuen heute schwerer denn je, eine eigene Identität zu finden. Ausgangspunkt der Überlegungen sind ein Dialog Nietzsches sowie eine Mitschrift aus einer Therapiepraxis.
Friedrich Nietzsche beschrieb diese Aufgabe in ästhetischen Termini als Versuch, aus seinem Leben ein Kunstwerk zu machen, d.h. viele verschiedenartige Mosaiksteine zu einem ganzen, nicht vorgefertigten Bild zusammenzufügen. In unserem Beitrag zur «Langen Nacht der Philosophie» wollen wir zusammen mit dem Publikum heutige Fragen der Identitätsfindung erörtern, etwa wie frei die Wahl angesichts eines durch die Digitalisierung erzeugten Konformismus wirklich ist. Entgegen dem modernen Freiheitsversprechen scheinen immer mehr gesellschaftliche Umgangsformen dogmatische Züge anzunehmen und in eine voraufgeklärte, hypermoralisierte Epoche zurückzuweisen, in der sich festgefahrene Urteile mit persönlichen Stigmatisierungen verbanden.
Dies könnte Symptom einer Orientierungs- und Sinnlosigkeit sein und die freie Identitätsfindung blockieren. Als Gegenmodell wird eine von Nietzsche in seinem Buch «Der Wanderer und sein Schatten» vorgeführte Weise des Dialogs erprobt: Darin unterhält sich ein «Wanderer» mit seinem «Schatten» auf eine offene und spielerische Weise. Statt um das Rechthaben, Festnageln und Gängeln des Anderen geht es um das nachsichtige Akzeptieren von Positionen, selbst wenn man sie nicht versteht, und um eine Kommunikation, die nicht blosser Abtausch von Meinungen ist (was wiederum leicht zu Dogmen führt). Dabei können sich festgefahrene Einstellungen auflösen bzw. transformieren, wie es auch in einem gelingenden therapeutischen Gespräch der Fall ist.
Als Ausgangspunkte für die Überlegungen dienen Nietzsches Dialog „Der Wanderer und sein Schatten“ sowie eine konkrete Mitschrift aus der Therapiepraxis. Beide dienen als Vorbild auch für das Gespräch über das Thema Identität mit dem Publikum.
Zeit: Donnerstag, 17. November 2022, 20:00-21:30 Uhr
Ort: Sphères, Hardturmstrasse 66, 8005 Zürich
Organisator: Entresol. Netzwerk für Philosophie und Wissenschaften der Psyche
Eintritt frei, Anmeldung erforderlich (max. 30 Personen) s. Formular rechts
Leitung: M. Sc. Elizabeth Högger Klaus (Psychoanalytikerin und Co-Präsidentin Entresol) und Dr. Dr. Timon Georg Boehm (Philosoph und Physiker)

Datum

17 Nov. 2022
Expired!

Uhrzeit

20:00 - 21:30

Veranstalter

Sphères, Raum 68
Website
https://spheres.cc/